Grambow – Hans Martin Lösch kann auf eine 800-jährige Tradition verweisen. So lange ist seine Familie in der Landwirtschaft tätig. Deshalb gab es zum Werdegang des heute 35-Jährigen kaum Zweifel. Allerdings zog es ihn in den Norden, während seine Vorfahren in Südtirol Felder bestellten. Mittlerweile kann Hans Martin Lösch auf zehn Jahre Gut Grambow zurückblicken.
Früh war Hans Martin Lösch klar, dass er im Norden, „in der Nähe des Wassers“, bleiben wollte. Denn seine Vorfahren stammen zwar aus Südtirol, doch er wurde in Schleswig-Holstein geboren, wuchs bei Ratzeburg auf. Auf der Suche nach einem geeigneten Hof stießen der damalige Student der Internationalen Agrarwissenschaften sowie seine Mutter auf den Grambower Hof. „Die Lage und der gute Boden sprachen für Mecklenburg“, erinnert er sich.
Und so begann ein neues Kapitel in der Familiengeschichte. Eines, das mit großen Herausforderungen verknüpft war. Der Hof, der bis zur Wende eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft sowie ein Volkseigenes Gut beherbergte, sollte den neuen Anforderungen der Marktwirtschaft gerecht werden. Schaffen wollte das ein 25-jähriger langhaariger Student, der zum Start mit einem alten, roten VW-Bus auf den Hof fuhr. „So entsprach ich wenigstens nicht dem Klischee des Besserwessis“, schmunzelt er. Dieses Vorurteil hat der mittlerweile Kurzhaarige und Fertig-Studierte nie gehört.
Zunächst wohnte er in einem kleinen Raum im ehemaligen Verwaltungsgebäude, das der heute fünfköpfigen Familie des Jungunternehmers nun als Wohnhaus dient. Platz für einen Overall und zwei Flammenkocher – das reichte ihm am Anfang. Wichtiger war es, die Bedingungen für die 120 Kühe zu verbessern. Ein neuer Stall wurde gebaut. später kam ein weiterer für das Jungvieh hinzu. Heute sind auf dem Gut Grambow täglich 340 Kühe zu versorgen. Und auch die zu bewirtschaftende Fläche wurde größer. Zu Beginn waren es 380 Hektar, heute sind es knapp 2000 Hektar Ackerland, Grünland und Wald.
Jagdschule lockt seit 1998 tausende Gäste ins Land
Und Wald ist wichtig, denn ein weiteres Standbein schuf sich der umsichtige Landwirt 1998 mit einer Jagdschule. Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet kommen nun nach Grambow, um hier in einem Intensivkurs ihren Jagd schein zu machen. „Das ist auch für die Region positiv, immerhin haben wir im Vorjahr etwa 4000 Übernachtungen gezählt“, freut sich Hans Martin Lösch, der Anfang des Jahres nach dem Aussteigen eines Partners auch in diesem Bereich die Geschäftsführung übernommen hat. „Ein Haufen Arbeit“, räumt er ein, aber der Lohn sei, dass sich das Gut nicht zuletzt durch den traditionellen Weihnachtsmarkt und den Hofladen in der Region etabliert hat. Und auch die Familie fühlt sich heimisch – die drei Kinder sind gebürtige Schweriner, erzählt er. Zehn Jahre „Gut Grambow“ Anlass genug, um am 6. September mit Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern. Jagdschülern und natürlich den 25 Mitarbeitern zu feiern. Und dass an diesem Tag zum zweiten Mal in Grambow der Mecklenburger Markttag stattfindet, ist kein Zufall. Beide Veranstaltungen sind aufeinander abgestimmt. Das Gut Grambow unterstützt auch diese Aktion, stellt für das Kuhfladen-Bingo das erforderliche „Material“ zur Verfügung. Und auf die Frage nach der Zukunft in Mecklenburg, scherzt der Landwirt: „Ich hoffe, dass wir hier genauso lange sind wie in Südtirol.“
Susann Galda