Mehr als 700 Jagdprüfungen im Nordwestkreis. Jagdschule Grambow registriert starkes Interesse junger Menschen.
Tom Schacht ist aufgeregt. Der 15-Jährige steht wenige Wochen vor Vollendung seines 16. Lebensjahres und vor der Absolvierung der Jagdscheinprüfung. Der Jugendliche aus Wittstock ist optimistisch, er kennt sich aus in Fragen der Wildbiologie, Pflanzen und weiterführender Tierkunde. „Mein Opa war Jäger und hat mich seit meinem vierten Lebensjahr mit in die Natur genommen. Da habe ich ,Blut‘ geleckt“, sagt Tom Schacht.
Nach 138 Stunden Unterricht, verteilt auf 16 Tage, ist er trotz der jungen Jahre seinem Ziel recht nahe. „Mit 16 Jahren können junge Menschen ihren Jagdschein erhalten“, sagt Dr. Helmut Herbold. Er ist Schulungsleiter an der Jagdschule Gut Grambow, eine von drei Einrichtungen im Nordwestkreis, die die Prüfungen abnehmen bzw. Schulungen durchführen.
Die Erlangung des Jagdscheines ist für nicht wenige Menschen ein Ziel auf ihrem Lebensweg. Dafür sprechen die Zahlen. „Allein im vergangenen Jahr besuchten 250 junge Menschen unsere Einrichtung“, sagt Herbold. Darunter Schüler und Studenten, die in der Tradition ihrer Familien Freude entdecken.
Allein im Jahr 2016 unterzogen sich nach Angaben des Nordwestkreises 730 Anwärter einer Prüfung zur Erlangung des ersten Jagdscheines. 668 bestanden die Jagdprüfung. Interessant: Lediglich 95 von den Prüflingen kamen aus Mecklenburg-Vorpommern. Die übrigen aus anderen Bundesländern zwischen der Ostseeküste und den Alpen. Außer im Nordwestkreis, werden die Ausbildung und Prüfungen nur noch im Landkreis Rostock so häufig nachgefragt. „Was den Nordwestkreis anbelangt, liegt das vor allem an dem Angebot zwölf Prüfungen im Jahr durchzuführen. Das ist ein Novum auf Bundesebene“, meint Schulungsleiter Dr. Helmut Herbold.
Neben der Jagdschule Gut Grambow profitieren davon Einrichtungen wie die Jagdschule 24 mit Sitz in Holm aber auch der Kreisjagdverband Nordwestmecklenburg.
Experten wie Helmut Herbold setzen somit auf eine ruhige Wissensvermittlung. Die sieht natürlich auch Pirschgänge im Gelände vor. Gemeinsam mit Tom Schacht und Jagdscheinanwärter Tino Mähler betritt er eine Lichtung zwischen Grambow und Gottesgabe, prüft dabei die Haltung der Jagdwaffe und stellt Fragen über Pflanzen, Kräuter und geeignete Standorte für eine Salzlecke – ein Salzstein, den die Tiere zur Aufnahme von Mineralien aufsuchen.
Der 38-jährige Mähler erzählt am Rande, wie ihn sein Schwiegervater im Heimatort Straßburg mit dem „Jagdvirus“ infizierte. Mähler: „Ich war fünf bis sechsmal mit dabei. Dann stand für mich der Entschluss zur Absolvierung der Jagdausbildung fest.“
Tom Schacht als jüngster in der Runde berichtet von Begegnungen mit Wildschweinen, Frischlingen und weiteren Beobachtungen im Tierreich. So etwas sei enorm wichtig, betont Herbold, denn ein Jäger müsse um den Zustand der Tiere in seinem Revier wissen. Die eigentliche Jagd stehe nicht im Vordergrund.
Ihr Verständnis für die Natur hat sich für Tino Mähler und Tom Schacht mit der erfolgreichen Prüfung ausgezahlt.